Grenzen im Mittelalter

Grenzen im Mittelalter

Der Begriff „Grenze“ kommt vom altslawischen Begriff „Granica“ und die Entlehnung in die deutsche Sprache erfolgte erst in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. In den mittelalterlichen deutschen Wortschätzen wurde der Begriff „Mark“ verwendet, was entweder einen kleinräumigen Grenzbereich oder aber einen ganzen Landstrich meint. Bäche, Bäume, Quellen, Höhenzüge und Felsen dienten hierbei als Schiedmarken, zumindest der ungefähre Verlauf einer Grenze wurde so vermittelt.

Eine Grenze im heutigen Sinne mit Demarkationslinie und erkennbarem, markierten Verlauf im Gelände gab es größtenteils bis ins 19. Jahrhundert nicht. Genauso wenig bekannt war im Mittelalter ein Beschilderungssystem zur Orientierung im Gelände mit Wegweisern, Ortsschildern oder Straßenschildern. Bestenfalls gab es Wappensteine an besonderen Gebäuden, an Grenzsteinen oder Zollstellen als Zeichen der jeweiligen Landesherrschaft.

Der Reisende im Mittelalter bewegte sich stets auf ein Ziel zu, die Reise an sich war hier nur Mittel zum Zweck, das Überschreiten von Landesgrenzen war hierbei eher unerheblich und der genau Grenzübertritt meist nicht mal erkenntlich. Die Reise ging von einem Ort zu einem anderen und am Zielort wurde dann ein Tor- oder Warenzoll entrichtet. Eine Ausnahme hierbei war der oft gebräuchliche Brückenzoll, der direkt vor Ort fällig wurde, ebenso wie ein spezieller Wegezoll bei aufwändig hergerichteten Wegeabschnitten.

Eine scharfe Landesgrenze wird nur dann wichtig, wenn es sich um geschlossene Territorien mit starken Unterscheidungen zum Nachbarn handelt, dies führte im Laufe der Geschichte zu vertraglichen Klärungen eines zunächst nur vage bekannten Grenzverlaufs. Vor allem in Folge der Glaubensspaltung im 15./16. Jahrhundert gewinnen definierte Grenzen an Wichtigkeit, nachdem nun Fürsten die Religion ihrer Untertanen bestimmten und die Anspruchsgebiete klar definiert werden mussten.

Schaut man auf frühe Landkarten, so entsteht oft ein falscher Eindruck zur Wahrnehmung von Grenzen, denn diese Kartenwerke waren Auftragsarbeiten und die eingetragenen Grenzziehungen belegen eher einen Herrschaftsanspruch des Auftraggebers.

Mehr zum Mittelalter im Grenzgebiet von Oberpfalz und Böhmen erfahrt Ihr im Geschichtspark Bärnau-Tachov.

Die Geschichte der Grenzöffnung im Überblick

Weltpolitik

Kalter Krieg

Ost-West-Konflikt; Konfrontation zwischen dem westlichen Lager (USA, NATO) und dem Ostblock (Sowjetunion, Warschauer Pakt) seit Ende des 2. Weltkriegs; „kalt“: ohne wirklichen Waffeneinsatz, allerdings unter erheblicher Aufrüstung auf beiden Seiten; hochbrisante Krisen: 1948/49: Blockade Berlins; 1950-53: Koreakrieg; Vietnam-Krieg (1946-75); Kubakrise (1963), Afghanistan (1979); Ende durch die Umbrüche 1989/90;

 

 

Eiserner Vorhang

Schon 1946 von Churchill verwendeter Begriff für die von der Sowjetunion betriebene Abschließung des östlichen Machtbereichs vom Westen; die undurchdringliche Grenze verlief in Nord-Süd-Richtung durch ganz Europa entlang des sowjetischen Einflussbereichs von der Ostsee bis zum Balkan; die Grenzsperren teilten auch Deutschland und sollten auch hier vor allem die Flucht in den Westen verhindern; symbolische Öffnung durch Durchschneiden des Stacheldrahts an der Grenze Ungarn/Österreich durch die beiden Außenminister Alois Mock und Gyula Horn am 27. Juni 1989

Glasnost/Perestroika – Gorbatschow

Glasnost (Offenheit) und Perestroika (Umgestaltung): Prinzipien, mit denen Michail Gorbatschow auf wirtschaftliche und gesellschaftliche Probleme der Sowjetunion reagierte (seit 1985 Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunisti-schen Partei der Sowjetunion). Andere kommunistische Regime folgten dem Vorbild, demokratische Bewegungen übernahmen zunehmend gesellschaftliche und staatliche Funktionen, ohne dass die Sowjetunion einschritt (Aufhebung der „Breschnew-Doktrin“). Nur die DDR widersetzte sich noch bis Herbst 1989 den Reformansätzen. Schon am 15.10.1990 erhält Gorbatschow für seine Politik den Friedensnobelpreis.

friedliche Revolutionen

Im Unterschied zu gewaltsamen Revolutionen in der Geschichte (1789/1917) gewaltlose Umbrüche in den Jahren 1989/90; dank der Zurückhaltung der UdSSR konnten demokratische Bewegungen in den Staaten des Ostblocks die kommunistischen Regierungen ohne Gewaltausbrüchen ablösen; so in Polen/Tschechoslowakei/Ungarn/Jugoslawien/Bulgarien/DDR (Ausnahme: gewaltsamer Umsturz in Rumänien);

Deutschland 1989/90

Mauerfall   

Wegen Demonstrationen und friedlichem Protest war die DDR-Regierung seit dem Frühherbst in der Defensive. Im Oktober verschärften sich die Konflikte, schließlich setzte sich die  "Macht der Straße" gewaltlos durch: Am 9. November 1989 stürmten nach erkennbar unkoordinierten Maßnahmen und Verlautbarungen des Regimes die Ostberliner die Übergänge nach Westberlin. Das Symbol der deutschen Teilung wurde durchbrochen und gestürzt. Ohne dass dieses Ziel von Anfang an verfolgt wurde, waren die Ereignisse der Start für die am 3.10.1990 vollzogene deutsche Einheit.

 

Bürgerbewegungen

Oppositionelle Bürger gab es in der DDR schon vor dem Jahr 1989 vor allem im kirchlichen Umfeld. Nach dem von ihnen aufgedeckten Wahlbetrug bei den Kommunalwahlen am 7. Mai 1989 formierten sich mehrere demokratisch orientierte Initiativen. Sie mehr demokratische Rechte, faire Wahlen und Reisefreiheit.

 

Demonstrationen    

Seit 1981 gab es in der Nikolaikirche in Leipzig von verschie-denen Gruppen „Friedensgebete“, seit September 1989 Rufen und Plakaten mit Forderungen an die SED. Im Oktober nahmen immer mehr Menschen daran teil. Auch in Dresden, Halle, Karl-Marx-Stadt versammelten sich viele Menschen, jetzt schon mit Transparenten wie "Wir sind das Volk" und "Keine Gewalt". Am 30.10. waren es in Leipzig rd. 300 000 Bürger, die DDR-Behörden bleiben weitgehend zurückhaltend. Vor allem die „Montagsdemonstrationen“ galten als wirksames Mittel und gewaltloses Plädoyer für Reformen.

 

D-Mark    

1.Juli: Währungsunion mit der DDR; D-Mark wird in der DDR Zahlungsmittel; gleichzeitig Übernahme des Sozial- und Steuersystems, Wirtschaftsrecht soll marktwirtschaftliche Strukturen ermöglichen:

 

2+4 Verhandlungen    

Zwei-plus-Vier-Vertrag zwischen den beiden deutschen Staaten und den vier Siegermächten des Zweiten Weltkrieges (USA, UdSSR, F, GB) vom 12.9.1990:
Endgültige Wiedergewinnung der Souveränität des vereinten Deutschlands; er gilt als Voraussetzung für die dann mögliche deutsche Einheit; die wichtigsten Regelungen:

  • Verzicht Deutschlands auf Gebietsansprüche an andere Staaten (d. h. die Oder-Neiße-Grenze wird garantiert)
  • Festlegung der Streitkräfte auf 370 000 Personen
  • Abzug der sowjetischen Truppen aus Ostdeutschland bis 1994 sowie das Recht, Bündnissen anzugehören (d. h. auch das vereinte Deutschland bleibt NATO-Mitglied)
  • Der Vertrag gilt als einer der Säulen für das vorläufiges Ende der seit 1945 bestehenden Ost-West-Konfrontation

 

Wichtige Ereignisse 1990 in der DDR bis zur Vereinigung  

18.3.: Wahlen zur Volkskammer mit Sieg der „Allianz für Deutschland“ (40,8%), SPD (21,9%), PDS (16,3%)
14.4.: Lothar de Maizière (CDU) wird Ministerpräsident
6.5.: Kommunalwahlen
1.7.: Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion, D-Mark wird gesetzliches Zahlungsmittel auch in DDR
23.8.: Volkskammer beschließt den Beitritt der DDR
25.9.: DDR verlässt Warschauer Pakt
3.10.: Beitritt der Länder der DDR zur Bundesrepublik nach Art. 23 GG   

 

Entwicklungen in der Tschechoslowakei 1989/90

Charta 77   

Die „Charta 77“ war seit den 1970er-Jahren eine Gruppe von Oppositionellen in der Tschechoslowakei (CSFR). Sie forderte die Einhaltung der von der tschechoslowakischen Regierung 1975 unterschriebenen Schlussakte von Helsinki, in der die Einhaltung von Bürger- und Menschenrechten zugesichert worden war.

 

Vaclav Havel    

Vaclav Havel, weltbekannter Schriftsteller, war seit den 70er-Jahren Leitfigur der „Charta 77“.  Er wurde mehrmals verhaftet und war mehrere Jahre wegen seiner politischen Aktivitäten im Gefängnis.  
Im Dezember 1989 wurde er nach der demokratischen Umgestaltung des Staats zum ersten Präsidenten der CSFR gewählt. Sehr bald musste er erkennen: „Einen neuen Staat zu schaffen ist unendlich viel schwieriger, als das alte System zu kritisieren." Die "halbrevolutionäre Situation" bringe immer neue Krisen hervor, weil sich alles neu bilde.

 

„Samtene Revolution“(„samt“, also gewaltlos)    

Vorgeschichte: Erfahrungen aus dem Prager Frühling 1968 mit  repressiven Methoden der kommunistischen Regierung;
Anfang 1989: „Palach-Woche“ als Gedenken zum 20. Jahrestag der öffentlichen Selbstverbrennung des oppositionellen Studenten Jan Palach 1969,  
30.9.1989: Ausreise der DDR-Flüchtlinge aus der deutschen Botschaft in Prag unter Duldung der Regierung in Prag;
Im November/Dezember überraschend schnelles Tempo auf dem Weg zur Demokratisierung:
17.11.: Großdemonstration in Prag, von Studenten initiiert; brutaler Einsatz der CSFR-Sicherheitskräfte;
24.11.: Rücktritt der Führung der Kommunistischen Partei; fünf Tage später wird ihr Führungsanspruch im Staat gestrichen;
10.12.: „Regierung der nationalen Verständigung“
29.12.:  Vaclav Havel wird Staatspräsidenten;
Juni 1990: erste freie Wahlen

 

 

Deutsch-tschechische Entwicklungen ab 1990

Politische Kontakte   

Grundlagen: Vertrag zwischen den beiden Staaten über gute Nachbarschaft vom 27. Februar 1992; Deutsch-Tschechische Erklärung zu gegenseitigen Beziehungen und deren  Entwickl-ung vom 21. Januar 1997; wechselseitige Besuche von Regierungschefs und Ministern als Beitrag, die Beziehungen nicht mit aus der Vergangenheit herrührenden politischen und rechtlichen Fragen zu belasten. Unterstützend: Kontakte und Besuche der bayerischen Staatregierung, dabei Signale z. B. die Beneš-Dekrete vom Mai 1945 (Enteignung/Vertreibung) nicht mehr als hinderlich für die Beziehungen zu betrachten. Auch von tschechischer Seite wiederholte Signale der Versöhnung.
Funktionierende Kooperationen auf der Verwaltungsebene, so im Bereich des Rechts- und Polizeiwesens. Ein bilateraler Polizeivertrag sichert die Zusammenarbeit, z. B. auch bei Zollfragen.

 

Unterschiedliche Positionen in vielen EU-Fragen  

Der Beitritt der Tschechischen Republik zur EU versprach zunächst eine weitere Möglichkeit, die Beziehungen D-CZ zu vertiefen. Die Ängste, die Wirtschaft der Bundesrepublik würde im weiteren Verlauf von Arbeitnehmern aus Tschechien unter Druck gesetzt, erwiesen sich als unnötig.
Offene Gegensätze dann 2015 im Zuge der Flüchtlingskrise:
Weigerung Tschechiens sich an den Bemühungen Deutschlands und der EU zu beteiligen, die Flüchtlinge europaweit zu verteilen;
Schon vorher Anschluss Tschechiens an die sog. Visegrad-Gruppe (mit Polen, Ungarn und der Slowakei als sog. Visegrad-Gruppe; „V4“, benannt nach einer ungarischen Stadt); die V4
verweigert sich wiederholt der Vertiefung des Verhältnisses zur EU

 

Einstellungen der Menschen

Die Vielzahl von Kontakten beiderseits der Grenze hatte auch Veränderungen im Verhältnis der Menschen zur Folge:
Nach der Euphorie bei und nach der Grenzöffnung waren zunächst auf beiden Seiten immer wieder Vorbehalte und alte Vorurteile zu spüren, Sie hatten ihre Ursprünge in den historischen Erfahrungen, sei es mit der Besetzung des Sudetenlands 1938, dem Terror durch das NS-Regime in Böhmen und Mähren oder die schrecklichen Umstände 1945/46 mit Flucht und Vertreibung der Sudetendeutschen.
Diese Vorbehalte haben sich – wohl auch dem Zeitablauf und Generationenwechsel geschuldet – im Lauf der Zeit verringert. Und natürlich haben die vielen Kontakte beim Einkaufen, beim Besichtigen, beim Arbeiten im jeweils anderen Land erheblich dazu beigetragen.

 

Beispiele für Kooperationen und Partnerschaften    

Etliche Initiativen sind z. B. vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfond (Sitz in Prag) gefördert. Es sind gemeinnützige Projekte zum wechselseitigen Austausch in den Bereichen Jugend, Kultur, Bildung, Minderheiten, Dialogforen und Publikationen. Schulpartnerschaften, Vereinskontakte, binationale Ehen, Umzüge, die Zusammenarbeit von Kommunen und Landkreisen und grenzübergreifende Projekte lassen sich entlang der bayerisch-tschechischen Grenze in vielen Facetten finden.

Für die deutsche Seite wenig löblich, aber schwer zu beseitigen: Die Lösung des Sprachenproblems übernehmen häufig die Nachbarn aus dem Osten – von Ausnahmen abgesehen.

 

 

 

 

 

 

1990 - auch sonst ein bewegtes Jahr!

29.1. Die Raumfähre Challenger bricht kurz nach dem Start auseinander.

10.2 Gorbatschow sichert Kanzler Kohl in Moskau zu, einer Wiedervereinigung nicht im Weg zu stehen

11.2. Nelson Mandela wird freigelassen.

1.7.: Das Team von Franz Beckenbauer gewinnt in Mailand im Viertelfinale 1:0 gegen die Tschechoslowakei (Matthäus, Elfmeter); und so gings weiter: D-England 4:3 nach Elfmeterschießen; Endspiel D-Argentinien 1:0 (Brehme, Elfmeter); D Weltmeister!

7.7. Erster gemeinsamer Auftritt der „Drei Tenöre“ Carreras, Domingo, Pavarotti anlässlich der Fußball-WM

19.7. Die Fußballverbände DFB und der DDR-Fußballverband beschließen die Vereinigung.

7.8. Die Sowjetrepublik Estland erklärt ihre Unabhängigkeit.

Bildrechte: Konrad-Adenauer Stiftung

12.10. Attentat auf Wolfgang Schäuble mit der Folge, dass er seitdem querschnittsgelähmt ist

22.11. GB-Regierungschefin Margret Thatcher: Rücktritt nach 11 Jahren Amtszeit

22.12. Solidarnosc-Führer Lech Walesa wird Präsident in Polen.

Wir bedanken uns bei Herrn Friedrich Wölfl für die Zusammenstellung dieser Informationen.